Terra Nova Berlin

@evamaria Aktiv vor 5 Stunden, 23 Minuten

Verfasste Forenbeiträge

  • Lieber Sebastian
    heute habe ich wieder Zeit und Lust weiterzuschreiben. Unseren Austausch sehe ich als einen Versuch, sich persönlich (naja wir sagen ja jetzt “individuell”) auszutauschen, bei dem andere mitlesen und mitüberlegen können. Sie sind eingeladen sich einzuklinken und ihre Gedanken dazuzugeben, müssen es aber nicht tun.
    Natürlich ist Schreiben nicht wie wirklich miteinander sprechen. Du und ich beziehen uns zwar in gewisser Weise aufeinander, folgen aber natürlich unseren eigenen Gedankensträngen. Ich versuche teilweise auch meine privaten (nein, Eva, wir sagen auch hier “individuellen) Hintergründe mit zu beleuchten.
    Heute greife ich drei Aussagen von dir auf und schreibe, was mir dazu einfällt.

    1. Aus deinem ersten Beitrag:
    “Mein Verständnis ist, dass diese Freiheit nur da ist, wenn ich freiwillig in den Wandel gehe. Wenn äußere Umstände ihn leidvoll erzwingen, dann habe ich nur noch die Wahl zwischen dem Wandel und dem Leid.”

    Ich erinnere mich dunkel, dass Thomas Hübl in diesem Video über “belonging und becoming” davon sprach, dass das Leben unerwartet an die Tür klopft. Doch man ist nicht bereit. Vielleicht öffnet man kurz, sieht die Herausforderung und schließt die Tür schnell wieder. Doch das Leben hat immer Recht. Es lässt nicht locker und macht sich immer stärker bemerkbar (wenn es für denjenigen “dran” ist). Darum glaube ich, dass es vielleicht eher ein Kontinuum ist von ganz leichter Impuls bis hin zu großem Schmerz und Druck. Es gibt auch die Variante, die ich vor fünfundzwanzig Jahren erlebte, die Begenung mit Sabine Lichtenfels und Tamera war wie eine große Verliebtheit, ein Feuer, das mich ergriff, dem ich folgte – in großer Erwartung und Vorfreude, was die Zukunft bringen würde.

    2. Aus deinem letzten Beitrag:
    “Die “Neue Erde” ist ein fiktiver unbesiedelter Planet. Die Natur gleicht der der Erde, jedoch ohne die Einflüsse des Menschen. Und hier soll eine Vision von einem Dorf entstehen, wie es erschaffen werden könnte.”

    Das ist für mich ziemlich abstrakt. Ich gehe eher von meinen (unseren) Prägungen und Erfahrungen aus, doch eben so, dass diese nicht fixiert sind, dass ich sie nicht verteidige. Sondern sie erkenne und mir vorstelle und vor allem mich hineinFÜHLE, wie es wäre, wenn…
    wir frei liebten,
    wenn wir ohne Vergleich und Konkurrenz zusammen wären,
    wenn wir uns sicher und zugehörig genug fühlten
    und in großem Vertrauen lebten, dass alles was uns begegnet zu unserem Besten ist.

    Wenn mir eine neue gute Erfahrung gelingt (und das passiert), erschaffe ich eine Referenzerfahrung, die in meinem Körper, meinen Zellen, meinem Geist, Emotionalkörper… eben überall gespürt wird. Vielleicht falle ich später wieder zurück in die alten Gewohnheiten und Überzeugungen. Damit kann auch ein Gefühl von Resignation, Trauer oder Ärger einhergehen. Ich erlebe es z.B. aktuell in dem Prozess, mich wieder als ein “Single” und nicht als Teil eines Liebes-Dreiecks zu verstehen. Dann hilft mir meine Erfahrung, was alles für mich schon mal anderes möglich war, dabei, dass ich die Richtung nicht verliere.

    3. “Wieviel von meinem gewohnten Leben kann ich loslassen, um an dem Projekt zu arbeiten?”

    Ja, Sebastian das ist tatsächlich eine spannende Frage! Wie verteile ich meine Lebenszeit, meine Lebensenergie? Wie viel habe ich insgesamt? Wie ist mein Zugang zur eigenen Energie? Sind z.B. viele Widerstände (= Schutz) aktiv? Ich selbst war noch nie ein Typ von “Ich springe komplett aus meinem bisherigen Leben raus und mache ab morgen alles ganz anders.” Doch ich habe Arbeitsstellen und Liebesbeziehungen zu gegebener Zeit und auf gute Weise beendet oder verändert, wenn sie “fertig gelebt” waren oder das “Nicht -Schöne” längere Zeit überwog. Manchmal fühlte es leicht und befreiend an, manchmal eher schwer und traurig. Aber immer stimmig.
    Ich versuche mich darin,
    – Raum zu schaffen. Dafür habe ich mich manchmal entschieden, noch mehr in mein angefülltes (und schönes) Alltagsleben zu drängen um sozusagen “freie” Zeitfenster zu erschaffen.
    – das “Neue” als Inseln wahrzunehmen und zu beginnen das im “Neuen” Erlebte und Gefühlte in meinen Alltag umzusetzen.
    – tatsächlich “Überholtes” endgültig loszulassen. Hier ist (mir) wichtig ist, ob das “Neue” attraktiv, sicher und tragfähig erscheint. Wenn es sich auf Dauer anstrengend anfühlt, verliere ich Motivation. Dann mache ich eine Pause.

    Ja. Wieder ohne Anspruch alles umfassend erörtert zu haben. Streiflichter eben.
    Mal schauen.
    Wo stehst du gerade?

    Liebe Grüße
    Eva – Maria

    Danke lieber Sebastian. Finde deine Gedanken sehr schlüssig: Ausprobieren. Ins Tun kommen. Spüren wie es ist. Dabeibleiben wenn es sich stimmig anfühlt. Verändern oder einen anderen Weg gehen wenn nicht (mehr).
    Kannst du/ magst du schon konkretisieren, WAS dein NEUES sein könnte? Vielleicht auch nur ein Beispiel oder die Richtung.

    Eine gute Frage lieber Sebastian!
    Ich bin angeregt und antworte spontan und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

    Mit 14 Jahren habe ich dieses “Nichtstun” das erste Mal an mir bemerkt. Durch das Lesen der Karl May Romane “Winnetou” und dem Schicksal der Indianer nahe gekommen. Dann gab es (1973?) den Aufstand am “Wounded Knee”, ein Buch “Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses” und dazu ein Theaterstück in Berlin in einem kleinen dunklen Raum. Am Ende sagten die Darsteller zum Publikum: “Und jetzt geht ihr zurück in eurer Zuha, zu euren Familien, doch wir haben keine Familien mehr und können nirgends hingehen”. Das erschütterte mich tief. Ich schrieb in meinem Tagebuch viele Gedanken dazu auf und kritisierte mich dafür. Ins Handeln kam ich nicht.

    Es hat im Laufe meines weiteren Lebens viele verschiedene Anlässe und Situationen gegeben, in denen ich die Ungerechtigkeit und dem Grauen unserer Welt plötzlich “sah” und mich davon berühren ließ. Ich fühlte diesen unendlichen Schmerz und… handelte nicht. Ich sah was geschah und tat… nichts. Manchmal sprach ich mit anderen. Wir bestätigen einander unsere Sichtweisen und teilten unsere Ohnmacht. Manchmal gingen wir auf Demos.
    Ich habe es mir lange Zeit verübelt und mich oft dafür geschämt. Ich war unglücklich, manchmal depressiv. Nachte mir Sorgen um das Weltgeschehen.
    Es brachte mich nicht ins Tun.

    Ich war auch unglücklich aus sehr persönlichen Gründen: Liebeskummer. Arbeitsschwierigkeiten beim Schreiben meiner Diplomarbeit. Große Ängste wenn ich mich alleine fühlte. Hier konnte ich etwas tun. Ich erlebte Selbstwirksamkeit. Ich ging zur Psychotherapie, erforschte mich. Teilte mit anderen meine Gedanken und Gefühle, verstand und wurde verstanden.
    Ich war oft auch sehr glücklich. Wenn die Liebe gelang. Wenn ich es schaffte produktiv zu sein. Wenn ich mit Freunden zusammen war, Aikodo oder anderes macht. Wenn ich mich gut fühlte, stellte ich fest, dass die Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten dieser Welt weiter existierten und ich trotzdem glücklich war. Denn ich war mit einem anderen Energiefeld verbunden.

    Als ich mit Sabine Lichtenfels und Tamera in Berührung kam war ich 40 Jahre. Elektrisiert. Bereit alles neu zu sehen. Mich ganz hinein zu geben in diesen Ansatz. Ich fuhr zweimal hin, prüfte und entschied dass ich dort nicht leben wollte / konnte. Ich ging in mein Berliner Leben zurück. Das Feuer wurde zu einer kleinen Flamme, die immer noch in mir brennt.

    Jetzt lege ich mir noch mal deine Frage vor.
    Meine Antwort: Ich tue etwas für eine bessere Welt. Ich reduziere mein Leid durch eigene Arbeit. Bewusstsein für meine Prozesse. Loslassen meiner Verstrickungen usw.. Ich bin hilfreich für Menschen in meiner Umgebung. Ich habe sogar einen “Helfer”-Beruf gewählt.
    Seit der “inszenierten Pandemie” ist mein Geist klarer. Das letzte Mal wo ich eine große Dringlichkeit spürte war die Teilnahme an der Demo von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer. Bei schrecklichen Wetter stand ich mit Matthias und Tramy in Matsch und Schlamm vorm Brandenburger Tor und wusste, es war wichtig und richtig hier zu sein. Hat das nun irgendwas für den Weltfrieden gebracht? Vermutlich hat es vor allem mir etwas gegeben.

    Mir ist bewusst: Tagtäglich trage ich mit meiner Lebensweise zum Leid dieser Welt bei. Verbrauche die Ressourcen. Hab eine eigene kleine Wohnung. Genieße und konsumiere. Tatsächlich schotte ich mich von den Mainstream- Nachrichten ab, in denen so so häufig so konsequent gelogen wird. Ich höre nicht zu und schaue nicht überall hin. Wenn ich “andere” Nachrichten höre und schaue, achte ich darauf nicht in die Verzweiflung den Schmerz und die Angst zu fallen. Wenn es passiert, versuche ich mich da so schnell wie möglich wieder rauszuholen.

    Ich habe keine zufriedenstellende Antwort.
    Ich danke dir für deine Frage.
    Vielleicht schreiben andere auch.
    Ich bin gespannt und würde mich freuen.

    Licht und Liebe und Frieden für alle.
    Eva-Maria

    Wie treffen wir Entscheidungen?
    Wer bestimmt das Geschehen?

    Wir haben unterschiedliche Temperamente. Es gibt die Schnellen, Lauten, Dominanten und die Leisen, Langsamen. Gerade wenn wir nicht zirkeln, sondern diskutieren, direkt aufeinander eingehen, hin und her sprechen usw. wird es lebhaft. Kaum ist einer mit seinem Beitrag fertig, ergreift der nächste das Wort. Es besteht die Gefahr, dass erstere das Geschehen bestimmen und die Beiträge / Stimmen der anderen verloren gehen. Wir sollten uns immer wieder neu erinnern, uns Zeit und Raum zu geben.
    Die Rollen, die wir mittlerweile einnehmen, produzieren möglicherweise eine Dynamik, dass sich einige stark verantwortlich fühlen und andere eher Verantwortung abgeben.
    Wir haben keine „Führungsriege“ sondern sind eine „Group of all leaders“. Wäre es gut auszuprobieren, reihum z.B. einen Abend zu „leiten“ / moderieren, zumindest die, die das wollen?

    Manche Sachen scheinen „klar“. Sie werden nicht mehr hinterfragt oder zumindest nochmal kurz „abgefühlt“ / abgestimmt.
    Sind z.B. wirklich alle einverstanden mit dem Ablauf, der sich scheinbar etabliert hat, dass jeden Abend gekuschelt wird?
    Die Situation z.B., in der die Idee im Raum war, CTB-Öl zu nehmen und erst durch Stephs Frage eine Aufmerksamkeit entstand und wir uns in einer Runde äußerten, dass es in dem Setting nicht gut war.
    Tantra kann ein machtvoller Befreiungsweg sein und intensive Erfahrungsräume erschaffen, soll aber nicht das „Standard-Gruppenelement“ werden, dem sich jeder anschließen muss.
    Was ist, wenn einzelne von uns bestimmte „Programmpunkte“ nicht mitmachen wollen? Müssen die anderen Bescheid wissen? Wenn unklar ist, warum jemand wegbleibt (hat derjenige die Zeit vergessen, geht es ihm nicht gut, sollte man nach ihm schauen), aktiviert es bei einigen von uns den „Hütehund“ (Das Rudel soll zusammen bleiben).
    Muss sich jeder für jedes Thema interessieren und dabei sein?
    Es gibt kein Muss. Jedes Thema darf eingebracht (Ich möchte was mit euch besprechen, euch was zeigen, mit euch was teilen). Das Interesse der anderen soll angefragt werden. Vielleicht interessiert es einige, nicht alle. Wir wollen einen passenden Raum finden / schaffen.

    Liebe und Beziehung
    Unsere Gruppe und unsere Dynamik und unsere Liebesthemen. Wir verändern uns, wachsen intimer zusammen. Wie ist das mit der Polyamorie konkret im Moment für einzelne von uns? Neue Paare haben sich zusammengefunden, bei denen das Thema ist. Es gibt Dreierkonstellationen, innerhalb und außerhalb unserer Gruppe. Was ist daran schön, was schmerzlich? Wie offen teilen wir unsere Prozesse, unsere Gefühle, unsere Themen, die wir damit haben, die neu entstehen?

    Neue in die Gruppe
    Wenn Neue dazukommen wollen, wer sagt, wer bei uns mitmachen darf? Wie damit umgehen, wenn es ein Veto einzelner gibt?

    AG Macht und Verantwortung
    Sebastian hat Interesse die Frage nach den „Macht- und darf Verantwortungsstrukturen“ in einer AG zu vertiefen. Wer noch?

    Soziokratie
    Was ist eigentlich Soziokratie? verbinden damit gar nichts. Verstehen alle das Gleiche darunter? Manche haben gar keine klare Vorstellung.

    Hallo ihr Lieben. Kurze Erklärung zu dem Foto: Bei unserem Treffen am 17.1.23 habe ich ein bisschen mitgeschrieben und zusammengefasst, was wir zum Thema “Was braucht eine Gemeinschaft” zusammen getragen haben.

    Gemeinschaft braucht…

    Attachments:
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    Lieber Matthias, lieber Stefan.
    Ich habe den Beitrag gerade angeschaut. Toll!!! Sehr beeindruckend. Danke fürs Teilen. Eva-Maria